Die
Unternehmensgründer Lorenz und Thomas Riegger starteten im Schuppen der elterlichen
Landwirtschaft 1953 einen Landmaschinenhandels- und Werkstattbetrieb
in Riedhausen. Sie taten das, was damals richtig war, um im Zuge der
rasanten landwirtschaftlichen Mechanisierung einem schnell wachsenden
Bedarf an Landtechnik abzudecken: Sie bearbeiteten das unmittelbare
Einzugsgebiet um Riedhausen direkt und bauten ringsherum ein Netz von
bis zu 50 ländlichen Händlern und Werkstätten auf,
davon 20 in enger Anbindung und weitere 30 in loser Verbindung. Zu
den ersten Lieferanten gehörten Hermann Lanz, Aulendorf,
Dechentreiter, Fahr, Fella und Bautz. Ab 1959 wurde Massey-Ferguson
zum exklusiven Traktorlieferanten, der in den 60er Jahren eine
umfangreiche Fulline dazu aufbaute, einschließlich Mähdreschern,
Anbauhäckslern, Dünger- und Miststreuern, Sämaschinen,
Mähwerken, Pflügen und Culti-Eggen.
Durch alle Höhen und Tiefen hindurch entwickelte sich Riegger zu einem renommierten Großhandels-Betrieb in der Region. 1989 setzten Lorenz und Thomas Riegger die Söhne Lorenz und Roland in die Geschäftsleitung ein, blieben zunächst im Beirat und überschrieben im Januar 1994 den Betrieb an die beiden Vetter. Als festen Zielpunkt aus der Stagnation von Markt und Betrieb heraus machte Lorenz zu dieser Zeit den Begriff "Qualität" zu seinem Fixstern.
Nach einem Zusatzstudium und Qualifizierung zum Qualitätssicherungsingenieur leitete er die Zertifizierung des Betriebes gemäß DIN ISO 9002 ein. Im September 1995 erhielt die Riegger Landtechnik GmbH als erster europäischer Landmaschinenfachbetrieb die Qualifizierung für "Kundendienst, Reparatur, Umbau und Verkauf von MF-Produkten". Eine erste, sichtbare Spitzenleistung. Seit 1986 war der Markt über weite Strecken rückläufig, die Traktorzulassungen im Gesamtgebiet gingen um 43% zurück. In dieser Situation übernahm Lorenz Mitte 1996 alle Geschäftsanteile. Sein Ziel war es, mit der Schlagkraft eines nach vorn blickenden Alleingeschäftsführers die Zukunft des Unternehmens neu in die Hand zu nehmen.
Gezielte Marktanalysen mit konsequenter Zielerarbeitung, Umgestaltung des Vertriebssystems, Anziehungskraft des Landtechnikzentrums Riedhausen und neue Dienstleistungen für den Kunden waren die 4 Bausteine für den Weg hin zum zukunftsgerichteten Kunden in der Region. Wohl kein andere Landmaschinenhändler und zum damaligen Zeitpunkt auch nur wenige Hersteller hatten eine so vollständige, PC-kartographierte Regionalanalyse der Landwirtschaftsstruktur.
Da immer mehr örtliche Landmaschinenhändler wegbrachen, wurden eigene Service-Stützpunkte in Uttenweiler, Erbisreute und Burkhardtshaus aufgebaut. Der Wegfall eines MF-Vertriebskollegen in Südbaden stellte Lorenz vor eine folgenschwere Entscheidung: Übernahme des in Insolvenz geratenen DF-Vertriebszentrum in Gottmadingen und damit die Verdoppelung des Vertriebsgebietes oder Abgabe von 1/3 des bisherigen MF-Vertriebsgebietes.
Lorenz entschied sich für die erste Variante. Nach der Übernahme aller Geschäftsanteile und der damit verbunden Auszahlung seines Vetters in 1996 war dies die zweite große Investition innerhalb von 2 Jahren.
Mit dieser finanziellen Belastung im Rücken mussten die anstehenden Probleme eines sinkenden Marktes gelöst werden. Versucht wurde dies durch konsequente Ergänzung der bisherigen Produktpalette durch Zukunftstechnologien wie z.B. die Übernahme der HORSCH-Vertretung und die Markteinführung von Lely-Melkroboter. Dieser strategische Schachzug wurde ergänzt durch Langzeitanalysen der zukünftigen Entwicklung in der Landwirtschaft. Schon damals war Lorenz klar, dass Landwirtschaft in einer globalen Welt eine enorme Zukunft hat, und die größten Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte in der Bereitstellung von Nahrungsmittel für eine schnell wachsende Weltbevölkerung liegen. Bei jedem Bankgespräch versuchte er den Bankern – unterlegt durch internationale Studien – klar zu machen, dass die nächsten 20 Jahre weltweit gleichviel Nahrungsmittel benötigt werden, wie seit Christi Geburt bis heute und dadurch die Landtechnik zukünftig eine Schlüsselrolle einnehmen wird. Leider hatten die zuständigen Banker damals diese Zeichen nicht erkannt.
Im April 2003 - just in dem Moment, indem wieder schwarze Zahlen geschrieben wurden - hat die erste Bank ihre Kredite gekündigt und im Mai 2003 die zweite Bank. Schnell wurde mit der ZG-Karlsruhe ein Investor gefunden. Zusammen mit dem Steuerberater wurde ein Sanierungskonzept erarbeitet:
Bei einem Banktermin Ende Juli 2003 wurde das Sanierungskonzept von den Banken – wohl wissend, dass dadurch die Lieferanten leer ausgehen und auch sie mindestens 10%-20% weniger bekommen – abgelehnt. Am 01.08.2003 wurde für die Riegger-Landtechnik Insolvenzantrag gestellt.
Zum 01.09.2003 hat die ZG-Karlsruhe die neue Riegger, Land- und Kommunaltechnik GmbH in Riedhausen gegründet. Die meisten Mitarbeiter wurden übernommen und die von Lorenz begonnene Strategie wird erfolgreich fortgesetzt und weiter ausgebaut.
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