Als Massey-Ferguson Händler ist man schon sehr früh mit dem Thema "precision farming" konfrontiert worden. Von dieser Technik fasziniert, beschäftigte sich Lorenz seit Mitte der 90er mit dem Fieldstar-System. Die Händlerkollegen aus Ostdeutschland hatten nur ein müdes Lächeln für den Gedanken übrig, GPS-Technologie im kleinparzellierten Süddeutschland einzusetzen. Auf die Saison 1996 wurde ein MF34 Vorführmähdrescher mit kompletter Fieldstar-Ausrüstung angeschafft. Der Vorführer Stefan bekam ein Laptop mit in die Kabine. So konnte den Landwirten sofort nach Beendigung des Feldes eine Ertragskarte erstellt und gezeigt werden. Bereits nach wenigen Vorführtagen hatte man folgende Erkenntnisse:
Lorenz diskutierte mit dem Landwirt Harald Gasser über diese schlechte Maschinenauslastung. Dabei kam man auf die Idee, mehrere Felder gemeinsam zu bewirtschaften. Mit Hilfe der GPS-Technologie können die unterschiedlichen Erträge jeder Parzelle zugeordnet werden. Die Idee einer "virtuellen Flurbereinigung" war geboren. Schnell fand man drei nebeneinander liegende Gerstenfelder. Diese wurden am Stück gedroschen, eine Ertragskarte erstellt und die einzelnen Teilerträge jedem der drei Landwirte zugeteilt. WOW! Es funktionierte!
Erste
Ertragskarte einer "virtuellen Flurbereinigung". Sechs Parzellen
wurden von drei Landwirten bewirtschaftet. Deutlich zu sehen sind
die starken Ertragseinbussen an den Feldgrenzen zwischen den
einzelnen Bewirtschaftern (Blau bedeutet weniger Ertrag, Rot
bedeutet hoher Ertrag).
Zwei weitere Jahre wurde im Stillen weiter getestet, ehe man 1999 an die Öffentlichkeit ging. Früh mit einbezogen wurde das Landwirtschaftsamt RV unter der Leitung von Herrn Denninger. Diesem sei an dieser Stelle für sein Engagement extra gedankt.
Gemeinsamkeit macht stark! Herr Bürgermeister Stettner, Herr Denninger, Herr Gasser und Lorenz brauchten mehrere Anläufe beim Landwirtschaftsministerium in Stuttgart um die Idee dort zu platzieren. Der endgültige Durchbruch kam nach einem persönlichen Gespräch mit der damaligen Landwirtschaftsministerin Gerdi Staiblin anlässlich der Oberschwabenschau. Diese hatte die Idee sofort kapiert und besuchte die Gemeinde Riedhausen und die Firma Riegger am 09.Dezember 2000. In Ihrem Handgepäck hatte Sie eine Zuschussbewilligung für die Landwirte von Riedhausen zur Umsetzung dieses Modellprojekts vom Land Baden-Württemberg. Die Projektlänge war 5 Jahre. Das Projekt wurde von der Fachhochschule Nürtingen wissenschaftlich begleitet und ist inzwischen weit über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus bekannt. Entscheidend: Die Aufwandskosten im Ackerbau konnten in Riedhausen geradezu halbiert werden! Auch nach Beendigung des offiziellen Projekts in 2005 haben sich alle beteiligten Landwirte geeinigt, diese Art der Landbewirtschaftung fortzuführen.
Damalige Landwirtschaftsministerin Gerdi Staiblin bei Ihrer Ansprache im Technologie-Zentrum der Fa. Riegger
Im Herbst 2000 war Lorenz nach Russland zu einem Landwirtschaftsprojekt eingeladen. 500 km hinter Moskau war die einzige Möglichkeit sich am Leben zu erhalten die Einnahme von reichlich Wodka. Abends an der Hotel-Bar machte Lorenz die Bekanntschaft mit einem Herrn Boysen aus Berlin. Jeder erzählte, was man so macht. Für das Projekt "virtuelle Flurbereinigung" fehlte noch eine passende Agrarsoftware, um die Erträge / Ausbringmengen automatisch aufzuteilen. Mit jedem weiteren Wodka wurde klarer, dass die Software von Herrn Boysen genau dies macht - nur umgekehrt. Die eLMID®-Software besitzt ein Modul um die Riesenschläge des Ostens in kleinere (für uns immer noch immens grosse) Schläge zu unterteilen. Dies war die Lösung: Mit einer kleinen Anpassung hatte Riedhausen eine passende Software für die "virtuelle Flurbereinigung".
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